Wasserkraft an der Werre

Das Problem mit den Fischen ist, sie können keine Treppen steigen.

Das liegt den Tieren einfach nicht – mag daran liegen, dass sie keine Beine haben. Auch einen Trichter, der zu einem schmalen Aufgang führt, erkennen sie nicht als Wegweiser. Selbst dann nicht, wenn man Pfeile dran malt. Es sind halt Tiere, die ganz schlicht und ergreifend intuitiv einem Flußlauf folgen. Eine sogenannte Fischtreppe ist aber alles andere als intuitiv – und schon gar nicht wie der natürliche Lebensraum der Tiere.

Alles was diesen im Weg steht, hält sie einfach auf. Fische fliegen nicht und gehen auch nicht an Land. Sie können auch nur sehr begrenzt kleine “Wasserfälle” bewältigen.

Wenn sich nun eine Staustufe in einem Fluß befindet, dann bedeutet das für die Fische: Feierabend! Hier geht es nicht weiter. Es findet sich nirgendwo eine sog. Fischtreppe, über die wirklich eine nennenswerte Anzahl von Fischen den Fluß hinauf oder herunter schwimmt. Wenn nun in einer Staustufe oder einem Wehr Wasserdurchlass ist – z.B. durch riesige Schaufelräder, welche Turbinen antreiben – dann werden die Fische der Strömung folgen und unweigerlich in den Sog der Schaufeln geraten. Das hat dann auf die Fische den gleichen Effekt, als würde ein Mensch unter den drehenden Rotorblättern eines Hubschraubers Trampolin springen. Macht auch irgendwie keiner.

Um nun an so einer Staustufe Strom zu erzeugen – was grundsätzlich eine super Idee ist! – muss das Wasser eine bestimmte Fallhöhe und eine bestimmte Menge besitzen. Weil genau diese beiden Dinge im Zusammenspiel zur Energieerzeugung genutzt werden. Je mehr Wasser aus größerer Höhe irgendwo runter fließt, desto größer dürfen die Turbinen sein, die davon angetrieben werden. So ein Konstrukt lohnt sich, wenn der erzeugte Strom mehr Wert ist, als der Bau und der Betrieb der Anlage in einem bestimmten Zeitraum.

Nun gibt es bei uns in der Nähe genau so eine Staustufe. Leider mit einer eher geringen Fallhöhe und auch nicht übermäßig viel Wasserdurchfluss. Das Bild oben enstand bei einer kurzfristigen Hochwassersitutation. Bei einer bestimmten Kombination aus Durchfluß und Fallhöhe ergibt sich nun ein Break-Even, ab dem sich ein Wasserkraftwerk lohnt. Für den obigen Fall gibt es etliche Gutachten, die alle irgendwie eine gerade-so-Kostendeckung unter Optimalbedingungen ausweisen.

Im normalen Betrieb und mit eher realistischen Wassermengen ist also davon auszugehen, dass ein Wasserkraftwerk am Werrewehr beständig und jedes Jahr Verluste einfährt.

Ehrlich gesagt habe ich dann lieber wieder mehr Fische im Oberlauf der Werre …

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