Bad Oeynhausen – alles andere als fahrradfreundlich

Der Fahrradklimatest des ADFC hat es deutlich gemacht: Bad Oeynhausen ist keine Fahrradstadt. Das ist den Grünen vor Ort aber nicht erst seit dieser Umfrage des Fahrradclubs bekannt. Seit Jahren wird auf die mangelhafte und stiefmütterliche Berücksichtigung der Radfahrer hingewiesen. Auf dem Papier wurde viel getan. In Juli 1996 hat die Planungsgemeinschaft Verkehr Hannover eine “Radverkehrskonzeption Bad Oeynhausen” erarbeitet. Viele Maßnahmen, viele sinnvoll und dringend notwendig. 2008 und 2009 wurde mit dem “Runden Tisch für eine fahrradfreundliche Stadt” ein erneuter Anlauf genommen, die Stadt für unmotorisierte Zweiradfahrer attraktiv zu machen. Wieder hat die PGV zusammen mit vielen engagierten Bürgern ein Konzept erarbeitet, wieder mit sehr vielen, konkreten Maßnahmen … die sich aber auch 1996 schon im Konzept befanden. Umsetzungsquote sehr gering!

Nun wurde in 2014 ein weiteres Konzept erarbeitet: “Klimafreundliche Mobilität”. Natürlich haben wir Grünen zugestimmt und natürlich haben wir uns in den Workshops eingebracht. Herausgekommen sind wieder viele sinnvolle und dringend notwendige Maßnahmen. Die allerdings zum großen Teil auch 1996 und 2009 schon bekannt waren. Die Erwähnung dieser Tatsachen ist im übrigen keine rückwärtsgewandte Betrachtung und negative Nachschau. Es bestätigt lediglich unsere Wahrnehmung, dass Verwaltung und großer Teile der Politik, bisher kein ernsthaftes Interesse an der Förderung des Radverkehrs hatten.

Bad Oeynhausen hat sich nach der Radverkehrskonzeption 1996 zur Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Städte beworben und eine deutliche Ablehnung bekommen. Die Gründe waren u.a. (Auszug aus dem Ablehnungsschreiben):

  • Bei den Kommissionsmitgliedern entstand nicht der Eindruck, dass bei den vorgeführten Radverkehrsmaßnahmen ein Alltagsradverkehrsnetz mit den notwendigen Infrastruktureinrichtungen wie Abstellanlagen, Wegweisungen u.ä. zügig unter Verwendung innovativer Lösungen ausgebaut wird.
  • Nach Auffassung der Kommissionsmitglieder bestehen erhebliche Defizite im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.
  • Die kommunale Bereitschaft von Rat und Verwaltung der Stadt Bad Oeynhausen, den Alltagsradverkehr mit innovativen Lösungen zu fördern, war nur sehr begrenzt spürbar.

Das war vor fast 17 Jahren. Vor 6 Jahren wurden die gleichen Defizite identifiziert und – wen wundert’s – in 2014 erneut.

Die Klatsche die sich Bad Oeynhausen im Fahrradklimatest eingefangen hat – letzter Platz in OWL – sollte deutlich sein. Leider erweckt die Erwiderung der Verwaltung in der Lokalpresse den Eindruck, dass es immer noch nicht angekommen ist. Da wird von “nicht repräsentativ” gesprochen und davon, dass “mehr Alltags- und Freizeitradler” mitgemacht hätten. Ja, das ist richtig. Genau darum geht es: der Alltagsradverkehr muss gefördert werden. Der Weg zur Arbeit, zum Einkaufen und für alltägliche Erledigungen. Genau das ist der Punkt! Wie ist die Aussage der Verwaltung zu verstehen? Um Alltagsradler müssen wir uns nicht kümmern? Deren komfortables und sicheres Vorankommen ist nicht wichtig? Schaut und hört man sich in Bad Oeynhausen um, könnte man diesen Eindruck bekommen.

Auch ist es wenig hilfreich, sich auf die Zuständigkeiten anderer zurück zu ziehen. Es ist unsere Stadt, nicht die von Straßen NRW. Und wenn an der Stelle nicht wie gewünscht agiert wird, dann muss man selbst aktiv werden. Zum Beispiel durch die Aufhebung von Benutzungspflichten auf gefährlichen Radwegen, die nicht gepflegt und instand gesetzt werden.

Bleibt zu hoffen, dass mit diesem erneuten Konzept endlich Bewegung in Sachen Radverkehr entsteht. Denn nur Fuß- und Radverkehr ist wirklich klimafreundlich! Bad Oeynhausen hat eine Infrastruktur, welche gut mit dem Rad zu nutzen ist. Die Wege sind vielfach kurz. Es muss nur gewollt sein!

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