Orientierungshilfe für Radler

Bündnis-Grüne befürchten das Aus für den „Arbeitskreis fahrradfreundliche Stadt“
VON PETER STEINERT

Bad Oeynhausen. „15.000 Euro“, stöhnt Andreas Edler und lässt die Zahl in der Luft stehen. Diesen Betrag möchte Kämmerer Marco Kindler einsparen, indem er den „Arbeitskreis fahrradfreundliche Stadt“ beerdigt. Dagegen wehren sich die Bündnis-Grünen, die in den radelnden Touristen wirtschaftliches Potential sehen und die für radelnden Bad Oeynhausener eine Reihe sinnvoller Ideen in der Satteltasche haben.

Den Auftakt macht jetzt ein von den Bündnis-Grünen herausgegebener Radwegeplan, der auf rot markierten Wegen zeigt, wie der Einheimische von A nach B kommt, in Gelb das Radwegenetz NRW beinhaltet und der in grüner Farbe das touristische Radwegenetz aufführt.

„Wir wollen diesen Plan am kommenden Samstag in der Innenstadt sowie in der Woche darauf am 2. Mai beim Else-Werre-Rad-Tag verteilen“, erläutert Reiner Müller-Held, der diese Initiative seiner Partei als Anschub- und Orientierungshilfe für Radler versteht.

Die warten seit mehr als zehn Jahren auf das Siegel der „fahrradfreundlichen Stadt“. Eine Auszeichnung, wie sie etwa Bünde oder Herford bereits erhalten haben. Ein erster Anlauf 1997 geriet ins Stocken, so dass 2008 der nächste Versuch mit der Einrichtung des besagten Arbeitskreises gestartet wurde.

Doch auch hier wird aus Sicht der Bündnis-Grünen eher auf die Bremse als in die Pedalen getreten. „Wir haben das Gefühl, dass die Sache schlürt. Wenn es nicht endlich einmal voran geht, dann steigen die Leute aus“, macht Andreas Edler deutlich, der für die Bündnis-Grünen im Rat sitzt sowie im „Arbeitskreis fahrradfreundliche Stadt“ vertreten ist.

Seines Wissens nach geht es bei dieser Auszeichnung vorrangig um die Alltags-Tauglichkeit der städtischen Radwege. Edler fragt: „Weshalb gibt es keine gesonderten Zonen für Radfahrer vor dem Bahnübergang in der Südstadt?“ Oder: „Warum gibt es die Bürgersteig-Pflicht für Radfahrer an der Detmolder Straße?“ Und: „Weshalb wird nicht wenigstens ein Teil der Innenstadt für die Radfahrer frei gegeben? Etwa die Paul-Baehr-Straße als günstige Verbindung für Schülerinnen und Schüler?“ Und: „Weshalb ist die Bachstraße zwischen Niederbecksener Straße und Weserstraße noch nicht als Fahrradstraße ausgewiesen worden?“ All diese Punkte seien in den vergangenen zwei Jahren angesprochen worden. Doch: „Da hat sich relativ wenig getan.“

Letzteres gelte auch für die Touristik-Route entlang der Weser. „Hier könnten Hinweis-Schilder stehen, auf den Hoteliers mit günstigen Übernachtungs-Möglichkeiten werben, oder der Weg zur nächsten Fahrradwerkstatt aufgezeigt wird. Doch nichts davon“, ereifert sich Müller-Held, dem umgehend Edler beipflichtet: „Hier kommen Leute vorbei, die wissen noch nicht einmal, dass sie in Bad Oeynhausen sind. Oder wo ist das Hinweisschild am Rehmer Anleger zum Kurpark?“

Das „beste Beispiel“ (Edler) für diese Art städtischer Werbung sei die Tourist-Info: „Die ist im Haus des Gastes. Da dürfen Sie noch nicht einmal mit dem Rad hinfahren.“

Von städtischer Seite erwarten die Bündnis-Grünen offenbar keine Starthilfe. Andreas Edler: „In der Verwaltung passiert gar nichts.“ Weshalb Reiner Müller-Held nun seine Partei gefordert sieht. Und für die fahrradfreundliche Stadt aus dem Sattel geht: „Wir wollen das wieder anschieben“.

Weshalb auf der Rückseite des Radwege-Plans für Bad Oeynhausen Sehenswürdigkeiten, aber auch Verbesserungsvorschläge festgehalten sind. „Diese Unterlagen darf jeder benutzen und weiterentwickeln“, sagt Müller-Held und hofft „auf eine breite Basis“.

© 2010 Neue Westfälische
Bad Oeynhausener Kurier, Dienstag 20. April 2010

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